Bildung soll Schule machen
Das Dorf Lompole ist 600 km von der Hauptstadt Kinshasa entfernt, keine besonders große Entfernung in einem Land mit zwei Zeitzonen. Dennoch liegen die Orte in verschiedenen Welten. Die Metropole Kinshasa, mit mehr als 16 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt des Kontinents, ist ein Moloch, der selten zur Ruhe kommt. Im Zentrum der Stadt bestimmen wohlhabende Wohngegenden, Hotels und Bürotürme das Bild. Drumherum ein Geflecht aus permanenten und improvisierten Wohnstätten, Gassen und verstopften Abwasserkanälen. Das Straßennetz in der Innenstadt ist chronisch überlastet, die Abgase von Bussen, Lastwagen und Motorrädern erzeugen eine Kuppel aus Smog die weithin sichtbar ist. Aber Kinshasa hat auch anderes zu bieten: Es gibt Schulen, Kliniken, Supermärkte und mehrere Universitäten. Und die Stadt bietet Vielen bezahlte Beschäftigung. Zusammengenommen entfaltet das eine enorme Magnetwirkung die dafür sorgt, dass die Einwohnerzahl jährlich um 5% wächst. Lompole ist ein beschauliches Straßendorf, ein winziger Fleck im dichtem tropischen Regenwald. Ein schmaler Pfad der nicht überall fahradtauglich ist, verbindet die Siedlung mit anderen Dörfer im Randbereich des Salonga Nationalpark. Abgesehen von den Ständen einiger fliegender Händler ist die Bevölkerung auf Selbstversorgung eingestellt. Die Felder, auf denen Maniok und Mais angebaut wird, kreisen das Dorf ein und schaffen einen fließenden Übergang zwischen gerodeter Fläche und Wald. Sephora (Bild 1 und 2) kennt sich in beiden Welten gut aus. In Lompole ist sie geboren und aufgewachsen. In Kinshasa ist sie später zur Schule gegangen. Im Dezember 2023 hat sie den Abschluss in Wirtschaftswissenschaften gemacht – für eine weibliche Dorfbewohnerin eine außergewöhnliche Kariere. Bevor Sephora auf Jobsuche geht, ist sie im April gemeinsam mit ihrem Vater nach Lomople gekommen. Dort traf sie sich mit Tommaso Manzoni der schon seit längerer Zeit immer wieder für Bonobo Alive im Einsatz ist. Ziel des Treffens war es, Kinder und Jugendliche über Bildungschancen zu informieren. Für die meisten Mädchen endet die Ausbildung mit dem Abschluss der Grundschule und nur in Ausnahmefällen gelingt der Wechsel auf eine weiterführende Schule. Sephoras Ausbildung wurde über viele Jahre durch Bonobo Alive, den Verein Rettet den Regenwald und private Spenden gefördert. Finanzielle Unterstützung ist eine wichtige Starthilfe. Um auf dem langen Weg durch die von Männern dominierte Bildungslandschaft nicht den Mut zu verlieren, braucht es Durchsetzungsvermögen und die Überzeugung, dass sich Lernen auch wirklich lohnt. Gemeinsam mit Tommy besuchte Sephora die Schulen in den Dörfern rund um Lompole. Was Kindern und Jugendlichen in den Dorfschulen vermittelt wird, reicht selten aus, um den Sprung auf eine höhere Schule zu schaffen. Sephoras Credo: Wer mehr will, muss sich auch mehr anstrengen. Für die Mädchen und jungen Frauen nahm sie sich besonders viel Zeit und ermutigte sie, Schule und Ausbildung nicht automatisch den Männern zu überlassen. Ob ihr Zuspruch etwas in Gang setzen kann wird sich zeigen, wenn Sephora im nächsten Jahr wieder nach Lompole kommt.
Education should make school
Six hundred kilometer separate the village of Lompole and the capital Kinshasa, not a particularly long distance in a country with two time zones. Nevertheless, the two places represent different worlds. Kinshasa, the third largest city on the African continent with more than 16 million inhabitants, is a juggernaut that rarely comes to rest. The center of the city is dominated by affluent residential areas, hotels and office towers. The posh cluster is surrounded by a network of permanent and improvised residences, alleyways and clogged sewers. The cities’ road system is chronically overloaded and the exhausts from buses, lorries and motorbikes create a dome of smog that is visible from afar. But Kinshasa has also its bright sides: There are schools, clinics, supermarkets and several universities. And the city offers many people paid employment. Taken together, this has an enormous magnetic effect that makes the city growing by 5% every year. Lompole is a tranquil village, a tiny spot in the dense tropical rainforest. A narrow path, which challenges even bicycle drivers here and there, connects Lompole with other villages of the buffer zone of the Salonga National Park. Apart from the stalls of some street vendors, the population is self-sufficient. The fields where manioc and maize are grown encircle the village and create a smooth transition between cleared land and forest. Sephora (Figure 1 and 2) knows her way around both worlds. She was born and grew up in Lompole but when reaching a slightly older age, went to school in Kinshasa. In December 2023, she graduated with a degree in economics - an extraordinary career for a female villager. Before Sephora starts looking for a job, she travelled to Lomople with her father in April. There she met with Tommaso Manzoni, who has been working for Bonobo Alive for some time. The aim of the get-together was the plan to campaign in the villages to inform children and young people about educational opportunities. For most girls, school ends when they finish primary school and only in exceptional cases do they manage to move on to secondary school. Sephora's education has been supported for many years by Bonobo Alive, organizations such as Rettet den Regenwald, and private donors. Financial support is an important start-up tool. In order to sustain the long journey through the male-dominated educational landscape, it takes perseverance and the conviction that learning is really worthwhile. Together with Tommy, Sephora visited the schools in the villages around Lompole. What children and young people are taught in the village schools is rarely enough for them to make the leap to secondary school. Sephora's credo: if you want more, you have to work harder. In the focus of her campaign were girls and young women and the strong encouragement of not accepting that investment in education is automatically reserved for men. It remains to be seen whether her encouragement has set something in motion when Sephora returns to Lompole next year.