Blog-Layout

Male bonobos care

Pflegenotstand bei Bonobos


Affenkinder werden als Nesthocker geboren die ohne ständige Betreuung und massive Unterstützung nicht überleben. Mütter sind 24 Stunden im Einsatz und fungieren nicht nur als Tankstelle und Transportvehikel, sondern stellen eine Ressource bereit, die sich am besten mit sozialer Fürsorge beschreiben lässt. Die intensive Kinderbetreuung ist energetisch äußerst kostspielig und limitiert den Reproduktionserfolg der Weibchen. Das intensive Langzeitengagement lohnt sich also nur, wenn es die Überlebenschancen des Nachwuchses verbessert. Männern scheint die sprichwörtliche „Affenliebe“ fremd. Ihr Beitrag zum Überleben des Nachwuchses besteht in erster Linie im Schutz vor Raubfeinden und gruppenfremden Artgenossen. Die geschlechtsspezifische Rollenaufteilung entspricht zwar der Norm, ist aber nicht unumstößlich. Im Notfall kann Mann mehr! Zizu ist jetzt fast 13 Jahre alt und gehört zur Westgruppe der Bonobos im Wald von LuiKotale. In der gleichen Gruppe leben seine Geschwister Ben, Zed und Zaina. Als Mutter Zoe vor gut einem Jahr verschwand, verloren die vier Geschwister von einem Tag auf den anderen ihre stärkste Verbündete. Unabhängig vom Alter ist für Bonobos der Verlust der Mutter sicher ein Trauma. Für Kinder ist das Ereignis lebensbedrohlich. Hoffnung besteht nur, wenn es Verwandte gibt. Zaina war fünf Jahre alt, als Zoe starb. Sie konnte laufen, klettern und wusste auch, wie man sich Nahrung beschafft. Dennoch wurde sie von Zoe noch oft getragen und nachts verschwand sie im Schlafnest der Mutter. Schon wenige Tage nach Zoes Tod übernahm Zizu die Rolle der Mutter. Anfänglich kümmerten sich auch noch junge Weibchen um Zaina, aber schon nach kurzer Zeit hatte der Bruder die Pflege seiner Schwester im Griff. Inzwischen ist das Geschwisterpaar unzertrennlich. Zaina, die anfänglich apathisch und physisch stark geschwächt war, scheint über den Berg zu sein. Und Zizu demonstriert tagtäglich ungewöhnliche Kompetenzen. Macht sich die Gruppe auf den Weg, dann wartet er, bis Zaina auf seinem Rücken sitzt. Ist der Einstieg in einen Futterbaum schwierig, hilft er der Schwester in die Baumkrone. Täglich kümmert er sich um die Fellpflege und am Abend baut er ein Nest, in dem Platz für zwei ist. Ob männlichen Bonobos die Aufzucht von Jungen „in die Wiege gelegt ist“ erscheint fraglich. Aber Zizu zeigt, wie anpassungsfähig das Verhaltensrepertoire von Primaten ist und wie wichtig die Anwesenheit älterer Geschwister sein kann.


Male bonobos care


Primates are born in a premature stage of development and would not survive without intensive parental care. Mothers are on duty 24 hours a day; they provide nutrition and transport as well as social welfare, a service whose significance becomes visible when it is missing. Intensive parental care is energetically expensive and, as a consequence, limits the reproductive success of females. However, if it improves the chances of survival of the offspring, the intensive long-term engagement becomes worthwhile. Males appear to lack traits of parental behaviour. Their contribution to the survival of offspring consists primarily in protection from predators and aggression from conspecifics. While this type of sex-specific division of parental effort appears to be normative, it is not necessarily a fixed trait. In emergency cases, males can do more! Zizu is a male bonobo of almost 13 years and belongs to the West-Group that ranges in the forest of LuiKotale. His siblings are Ben, Zed, two adult males, and his sister Zaina, all of them residing in the same community. When Mother Zoe disappeared one year ago, the four siblings lost their strongest ally. Regardless of age, the loss of the mother is certainly one of the strongest trauma in the life of a bonobo and for infants, the event is life-threatening. The only hope is the presence of relatives. Zaina was five years old when Zoe died. She could walk, climb and knew how to get food. Nevertheless, when the group moved fast, she was still carried by Zoe, and at night she disappeared into her mother's nest. A few days after Zoe's death, Zizu took over the role of the mother. Initially some young females assisted in caring for Zaina but after a short time, the brother took over the care of his sister. Today, the siblings are inseparable. Zaina, who was initially apathetic and physically exhausted, seems to be out of the risk zone. And Zizu shows skills that are rarely performed by male primates. When the group sets off, he waits for Zaina and offers a ride on his back. If the group enters a food tree that is difficult to access, Zizu makes sure that his sister finds her way in. He is the most important grooming partner of his sister and in the evening he builds a nest with room for two. Whether or not the parental effort is part of the behavioural repertoire of male bonobos remains to be seen. What Zizu demonstrates however, is an unusual extend of behavioural plasticity and the advantage of living together with older siblings.

Neuer Text

2. Januar 2025
Bildungsförderung ist ein wichtiges Element im Portfolio von Bonobo Alive. Die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sind im ländlichen Raum besonders rar; der Schulbetrieb steht generell auf schwachen Füssen, endet früh und die Infrastruktur für diejenigen, die ihre Ausbildung fortsetzen möchten, fehlt.
22. November 2024
Familiensinn wird oft als ein besonderes Merkmal unserer eigenen Spezies angesehen und tatsächlich beschränkt sich bei nichtmenschlichen Primaten Fürsorge nahezu ausschließlich auf jene zwischen Mutter und Kind.
2. Oktober 2024
In sozialen Gruppen geht es selten gerecht zu. Da Gruppenmitglieder ähnliche Bedürfnisse und Interessen haben wird konkurriert, selbst wenn genug für alle da wäre.
13. August 2024
Liebe Freunde und Förderer von Bonobo Alive, regelmäßig berichten wir über das, was Forscher und Naturschützer im Wald von LuiKotale mit den Bonobos erleben.
16. Juli 2024
Die Aufzucht von Nachkommen fällt bei vielen Tierarten in den Zuständigkeitsbereich von Weibchen und bei Säugetieren ist der mütterliche Aufwand gewaltig.
19. Juni 2024
Freilebende Primaten an die Nähe von Menschen zu gewöhnen ist oft eine besondere Herausforderung. Geduld, Beharrlichkeit und Geschick sind erforderlich, damit die Wildtiere ihre natürliche Furcht vor dem Hauptfeind Mensch ablegen.
8. Mai 2024
Das Dorf Lompole ist 600 km von der Hauptstadt Kinshasa entfernt, keine besonders große Entfernung in einem Land mit zwei Zeitzonen. Dennoch liegen die Orte in verschiedenen Welten.
16. April 2024
Treten unterschiedliche Tierarten miteinander in Kontakt, geschieht das nicht unbedingt mit Absicht und der Nutzen ist häufig einseitig. Raubtiere kennen die Orte, die von Beutetieren aufgesucht werden, orientieren sich an deren Lautäußerungen oder ihrem Geruch.
16. März 2024
Der Tag im Forschungscamp LuiKotale wird in erster Linie durch die Bonobos bestimmt. Die Assistenten, die in den Wald gehen, absolvieren einen Arbeitstag von 12 bis 14 Stunden.
21. Dezember 2023
Sephora (Bild) ist 22 Jahre alt und hat im Herbst ihre Ausbildung an der Uni Kinshasa beendet. Aufgewachsen ist sie in Lompole, einem kleinen Urwalddorf am Rande des Salonga Nationalpark.
1. Dezember 2023
Der tropische Regenwald ist ein Lebensraum in dem praktisch nie Futterknappheit herrscht. Das ganze Jahr über liefern Bäume und Lianen Früchte, der Boden ist bedeckt mit proteinreichen Krautpflanzen und in den feuchten Uferbereichen der Bäche und Flüsse finden sich Insektenlarven und anderes Getier.
16. Oktober 2023
Der Weg vom Camp zu den Bonobos ist fast immer ziemlich lang und als Sonya und Colin losgegangen sind, war es noch dunkel. Inzwischen hat sich der Himmel rosa gefärbt und sie machen ihre Stirnlampen aus.
von websitebuilder 15. August 2023
Das Säckchen sieht aus wie ein Utensil aus dem Spielzeugregal, es ist handtellergross, elastisch und mit Sand gefüllt. Ein Ende ist mit einer Nylonschnur verbunden. Jetzt nimmt Tanguy Deville die Schnur in die Hand, ein prüfender Blick in die Baumkrone, dann lässt er das Säckchen an der Schnur kreisen.
von websitebuilder 1. Juli 2023
Es ist 14 Uhr, das Dorf Nganda brütet in der Mittagshitze. Der Vorplatz der Krankenstation liegt im Schatten von Brotbäumen und Ölpalmen. Ein guter Ort, um den Studenten, die vor wenigen Tagen aus der Hauptstadt Kinshasa gekommen sind, die ersten Lektionen zur Arbeit unter Feldbedingungen zu erteilen.
von websitebuilder 21. Mai 2023
Die Kommunikation mit dem Team im Camp von LuiKotale funktioniert über ein Funkgerät. Ein hoher Antennenmast sorgt dafür, dass die Signale aus der Lichtung über die Baumkronen nach Norden abstrahlen.
1. April 2023
Menschen sind Raubtiere, die Jagd hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. In einer Zeit, in der vegane Lebensweise Konjunktur hat, ist diese Auffassung nicht gerade populär. Anthropologen und Evolutionsbiologen vertreten jedoch die Meinung, dass Beutemachen und Fleischverzehr folgenschwere Schaltstellen in der Entwicklung unserer Spezies waren.
1. Januar 2023
Weltweit sind Wildtiere gefährdet und die Hochrechnungen von Naturschutzbehörden können alarmierender nicht sein. Besonders groß ist die Gefahr für Arten, die eine langsame Entwicklung durchmachen.
Share by: