Blog-Layout

A sense of 3D

Ein Sinn für 3D


Das Säckchen sieht aus wie ein Utensil aus dem Spielzeugregal, es ist handtellergross, elastisch und mit Sand gefüllt. Ein Ende ist mit einer Nylonschnur verbunden. Jetzt nimmt Tanguy Deville die Schnur in die Hand, ein prüfender Blick in die Baumkrone, dann lässt er das Säckchen an der Schnur kreisen. Als er loslässt saust das Geschoss in die Höhe, zwanzig Meter oder mehr, dann floppt es über einen dicken Ast und gleitet auf der anderen Seite an den Boden. Tanguys Begleiter murmelt anerkennend. Es kommt selten vor, das der erste Schuss sitzt aber diesmal hat es auf Anhieb geklappt. Das Sandsäckchen hat die dünne Nylonschnur mitgenommen und über den Ast gespult. Damit wird jetzt das Kletterseil nachgezogen und am Boden gesichert. Jeder Handgriff sitzt und es dauert nicht lange, bis Tanguy den Brustgurt am Kletterseil einhängt. Bevor er sich selbst in die Höhe hievt, lässt er sich mehrmals ins Seil fallen um zu testen, ob der Ast, an dem das Kletterseil befestigt ist, auch hält.

Der Baum, in den Tanguy sich jetzt hochhangelt, ist voller Früchte und wird in den nächsten Tagen und Wochen viele Besucher anlocken. Ein guter Ort also, um zu erfahren, welche Konsumenten die Nahrungsressource wann und wie lange nutzen. Dazu werden Kamerafallen in den oberen Ästen installiert die, unabhängig von der Tageszeit, das Geschehen im Kronendach aufzeichnen. Zwar ist der Aktionsradius einer Kamerafalle eingeschränkt, Regen und Kondenswasser können die Optik stören und nicht immer halten die Batterien mit denen sie bestückt sind, was der Hersteller verspricht. Dennoch sind Kamerafallen inzwischen fester Bestandteil ökologischen Feldstudien. Meistens werden sie am Boden benutzt, dann sind Installation und Wartung unkompliziert. Der Schritt in die dritte Dimension ist jedoch aufwendig. Erfahrene Baumkletterer sind selten, besonders dann, wenn der Einsatzort im tropischen Regenwald liegt. Und mit der Klettertechnik allein ist es noch nicht getan. Was Tanguy auszeichnet, ist sein Wissen über die Lebensgemeinschaft tropischer Regenwald, wie Pflanzen und Tiere miteinander interagieren, welche Bäume welche Nischen bieten und wo sich Tiere im dichten Blätterdach bevorzugt positionieren. Bei der jahrelangen Arbeit in den Tropenwäldern Südamerikas hat er sich einen besonderen Sinn für die dritte Dimension erworben. Dank dieser Erfahrung kann das Geschehen im Kronenbereich der Bäume im Wald von LuiKotale sehr viel genauer erfasst werden, als bisher. Welche Arten konkurrieren um Nahrung, wie häufig werden die Bäume von den gleichen Konsumenten aufgesucht und was passiert eigentlich in der Nacht? Bevor diese Fragen beantwortet werden können, wird Tanguy noch oft das Sandsäckchen werfen und in die Bäume steigen. Aber der Aufwand lohnt sich. Der Blick in die Kronen der Bäume hilft dabei, den Wald mit den Augen seiner baumlebenden Bewohner zu sehen.


A sense of 3D

The bag looks like a utensil from the toy shelf, it is small, handy and smooth. A yellow nylon cord is attached to one end. Tanguy takes the string in his right hand and takes a long look into the canopy of the target tree. Then he spins the bag a few times and let it go. The bag soars upwards, twenty meter or more, floats over a thick branch and returns to the ground. Tanguy's field assistant murmurs appreciatively. It is rare that the first shot fits, but this time it worked. He connects s the climbing rope to the thin nylon cord, pulls it over the over the carrying branch and secures the end on the ground. A few minutes later, Tanguy attaches the chest strap to the climbing rope. Before starting his ascend, he tests whether the branch holding the rope is strong enough to carry climber and the heavy backpack. The ascent to the canopy of the jungle giant can begin.

The tree carries a large amount of fruit a source that is very likely to attract consumers for many days, perhaps weeks. This is the right place to find out how many species use the food resource, when and for how long. For this purpose, camera traps are installed in the upper branches to record precisely what is happening in the canopy regardless of the time of day. The range of action of a camera trap is obviously limited, rain and condensation can spoil the optics and the batteries powering the cameras do not always hold the promises of the manufacturer. Nevertheless, camera traps have become an integral part of ecological field studies. Installation and maintenance of the cameras on the ground is straightforward and has proven itself as a monitoring system for natural habitats. However, the step into the third dimension is challenging. Experienced tree climbers are rare, especially when it comes to work in tropical rainforests. And mastering the special climbing technique alone is not sufficient. What makes the work of Tanguy Deville so special is his intimate knowledge of the tropical rainforest, how plants and animals interact, which tree species are particularly important and which parts of the dense canopy consumers are likely to settle in.

To acquire this rare combination of skills took many years of work in the tropical forests of South America. Meanwhile, Tanguy has developed a special sense for the third dimension. Thanks to his camera surveys, the life in the forest of LuiKotale can be recorded much more accurately than before. Which species compete with bonobos for food, how often are the trees visited by the same consumers and what happens at night? Before these questions can be answered, Tanguy will have to climb some more times into the trees. But the effort pays off. The close look into the canopy offers access to an environment that researchers and naturalists have only sensed from a worm’s-eye view. Now humans are able to see the forest through the eyes of its arboreal inhabitants.


Neuer Text

2. Januar 2025
Bildungsförderung ist ein wichtiges Element im Portfolio von Bonobo Alive. Die Möglichkeiten zur Aus- und Weiterbildung sind im ländlichen Raum besonders rar; der Schulbetrieb steht generell auf schwachen Füssen, endet früh und die Infrastruktur für diejenigen, die ihre Ausbildung fortsetzen möchten, fehlt.
22. November 2024
Familiensinn wird oft als ein besonderes Merkmal unserer eigenen Spezies angesehen und tatsächlich beschränkt sich bei nichtmenschlichen Primaten Fürsorge nahezu ausschließlich auf jene zwischen Mutter und Kind.
2. Oktober 2024
In sozialen Gruppen geht es selten gerecht zu. Da Gruppenmitglieder ähnliche Bedürfnisse und Interessen haben wird konkurriert, selbst wenn genug für alle da wäre.
13. August 2024
Liebe Freunde und Förderer von Bonobo Alive, regelmäßig berichten wir über das, was Forscher und Naturschützer im Wald von LuiKotale mit den Bonobos erleben.
16. Juli 2024
Die Aufzucht von Nachkommen fällt bei vielen Tierarten in den Zuständigkeitsbereich von Weibchen und bei Säugetieren ist der mütterliche Aufwand gewaltig.
19. Juni 2024
Freilebende Primaten an die Nähe von Menschen zu gewöhnen ist oft eine besondere Herausforderung. Geduld, Beharrlichkeit und Geschick sind erforderlich, damit die Wildtiere ihre natürliche Furcht vor dem Hauptfeind Mensch ablegen.
8. Mai 2024
Das Dorf Lompole ist 600 km von der Hauptstadt Kinshasa entfernt, keine besonders große Entfernung in einem Land mit zwei Zeitzonen. Dennoch liegen die Orte in verschiedenen Welten.
16. April 2024
Treten unterschiedliche Tierarten miteinander in Kontakt, geschieht das nicht unbedingt mit Absicht und der Nutzen ist häufig einseitig. Raubtiere kennen die Orte, die von Beutetieren aufgesucht werden, orientieren sich an deren Lautäußerungen oder ihrem Geruch.
16. März 2024
Der Tag im Forschungscamp LuiKotale wird in erster Linie durch die Bonobos bestimmt. Die Assistenten, die in den Wald gehen, absolvieren einen Arbeitstag von 12 bis 14 Stunden.
21. Dezember 2023
Sephora (Bild) ist 22 Jahre alt und hat im Herbst ihre Ausbildung an der Uni Kinshasa beendet. Aufgewachsen ist sie in Lompole, einem kleinen Urwalddorf am Rande des Salonga Nationalpark.
1. Dezember 2023
Der tropische Regenwald ist ein Lebensraum in dem praktisch nie Futterknappheit herrscht. Das ganze Jahr über liefern Bäume und Lianen Früchte, der Boden ist bedeckt mit proteinreichen Krautpflanzen und in den feuchten Uferbereichen der Bäche und Flüsse finden sich Insektenlarven und anderes Getier.
16. Oktober 2023
Der Weg vom Camp zu den Bonobos ist fast immer ziemlich lang und als Sonya und Colin losgegangen sind, war es noch dunkel. Inzwischen hat sich der Himmel rosa gefärbt und sie machen ihre Stirnlampen aus.
von websitebuilder 1. Juli 2023
Es ist 14 Uhr, das Dorf Nganda brütet in der Mittagshitze. Der Vorplatz der Krankenstation liegt im Schatten von Brotbäumen und Ölpalmen. Ein guter Ort, um den Studenten, die vor wenigen Tagen aus der Hauptstadt Kinshasa gekommen sind, die ersten Lektionen zur Arbeit unter Feldbedingungen zu erteilen.
von websitebuilder 21. Mai 2023
Die Kommunikation mit dem Team im Camp von LuiKotale funktioniert über ein Funkgerät. Ein hoher Antennenmast sorgt dafür, dass die Signale aus der Lichtung über die Baumkronen nach Norden abstrahlen.
1. April 2023
Menschen sind Raubtiere, die Jagd hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. In einer Zeit, in der vegane Lebensweise Konjunktur hat, ist diese Auffassung nicht gerade populär. Anthropologen und Evolutionsbiologen vertreten jedoch die Meinung, dass Beutemachen und Fleischverzehr folgenschwere Schaltstellen in der Entwicklung unserer Spezies waren.
2. Februar 2023
Affenkinder werden als Nesthocker geboren die ohne ständige Betreuung und massive Unterstützung nicht überleben. Mütter sind 24 Stunden im Einsatz und fungieren nicht nur als Tankstelle und Transportvehikel, sondern stellen eine Ressource bereit, die sich am besten mit sozialer Fürsorge beschreiben lässt.
1. Januar 2023
Weltweit sind Wildtiere gefährdet und die Hochrechnungen von Naturschutzbehörden können alarmierender nicht sein. Besonders groß ist die Gefahr für Arten, die eine langsame Entwicklung durchmachen.
Share by: