Traditionelle Jagd: nachhaltige Überlebensstrategie oder Gefahr für den Artenschutz ?
Menschen sind Raubtiere, die Jagd hat uns zu dem gemacht, was wir heute sind. In einer Zeit, in der vegane Lebensweise Konjunktur hat, ist diese Auffassung nicht gerade populär. Anthropologen und Evolutionsbiologen vertreten jedoch die Meinung, dass Beutemachen und Fleischverzehr folgenschwere Schaltstellen in der Entwicklung unserer Spezies waren. In den Urwalddörfern im Kongobecken sind Jagd und Fischfang bis heute gängiges Handwerk. Wie in vielen anderen Kulturen auch, ist das Jagen Männersache. Speere, Pfeil und Bogen sowie einfache Jagdgewehre werden selbst hergestellt. Das Festhalten an den traditionellen Jagdmethoden reicht aus, um den Eigenbedarf der Dorfbevölkerung zu decken. Unklar ist allerdings, inwieweit das Vorgehen auch nachhaltig ist oder ob einzelne Wildtierarten dadurch gefährdet sind. Naturschützer plädieren in der Regel dafür, die Jagd gänzlich zu verbieten. Für eine Gesellschaft, die seit Generationen im und vom Wald lebt, sind solche Einschränkungen aber unverständlich. Um den Wald im Grenzbereich des Salonga langfristig zu schützen, müssen auch die Belange der Dorfbewohner berücksichtigt werden. Um den Einfluss der traditionellen Jagd auf das Vorkommen von Wildtieren abschätzen zu können, benötigt man Zahlen zum Vorkommen von jagdbarem Wild einerseits und dem Jagdverhalten der Dorfbewohner andererseits. Bislang existieren derartige Studien für den Salonga, dem größten Schutzgebiet auf dem afrikanischen Kontinent, nicht.
In den kommenden Monaten werden Studenten der Universität Kinshasa und Forscher des LuiKotale Bonobo Projektes Informationen sammeln, die Auskunft darüber geben können, welche Auswirkungen die traditionelle Jagd für den Eigenbedarf der Dorfbevölkerung auf das Vorkommen von Wildtieren hat. Wie groß ist der Aufwand, um den Bedarf der Dorfbevölkerung zu decken? Wie viele Familien profitieren von dem erjagten Wild und welche Rolle spielen Jäger in der Dorfgesellschaft? Müssen die Jäger in Zukunft Schonzeiten beachten oder bestimmte Arten ganz von der Suchliste streichen ? Antworten auf diese Fragen sind für den langfristigen Schutz der Wildtiere im Salonga von entscheidender Bedeutung. Gleichzeitig geben sie Einblicke in das Leben jener Menschen, die Teil eines Lebensraumes sind, in dem seltene Tier- und Pflanzenarten bis heute überlebt haben.
Manche der traditionellen Jagdwaffen sehen aus wie Holzspielzeug. Für die Jagd auf kleinere Säugetiere reichen leichte Bögen und mit Pflanzengift präparierte Pfeile.
Can traditional hunting be sustainable ?
Humans are predators, hunting has made us what we are today. In a time when vegan lifestyles are booming, this view is not particularly appealing. Anthropologists and evolutionary biologists believe, however, that hunting and meat-eating were critical turning points in the evolution of our own species. Hunting and fishing are still common in the forest villages across the Congo basin. As in many other cultures, hunting tends to be man's business. Spears, bow and arrow as well as simple hunting rifles are self-made and adherence to traditional hunting methods seems sufficient to meet the needs of village populations. However, to what extent the approach is sustainable or whether certain wildlife species are endangered, remains to be explored. This information is essential for the long-term planning of the conservation efforts of the Salonga. Conservationists usually advocate a complete ban on hunting. However, for a society that has lived in and from the forest for generations, such restrictions are incomprehensible. In order to protect the forest in the buffer zone of Salonga, the concerns of the village population must be taken into account. Determining the impact of traditional hunting on wild animal populations requires quantitative data on the occurrence of game animals on the one hand, and the hunting behaviour of villagers on the other. For the Salonga, the largest protected area on the African continent, this information is lacking. To close this critical gap, students from the University of Kinshasa and researchers from the LuiKotale Bonobo project will soon start collecting information on the impact of traditional hunting on the local population's own needs on the availability of wild animals. What hunting effort is required to meet the nutritional needs of the village population? How many families benefit from the hunted game and what role do hunters play in village society? Do hunters have to observe times when hunting certain species will be banned? These and other questions will provide insight into the lives of people who are part of a habitat in which rare animal and plant species still survive. For hunting smaller mammals, light bows and arrows prepared with plant poison are sufficient.
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