Zizu und Zaina: ein weiteres Kapitel zur Geschwisterhilfe
Familiensinn wird oft als ein besonderes Merkmal unserer eigenen Spezies angesehen und tatsächlich beschränkt sich bei nichtmenschlichen Primaten Fürsorge nahezu ausschließlich auf jene zwischen Mutter und Kind. Ausnahmen sind südamerikanische Krallenaffen bei denen Väter aktiv werden, sowie – bei einigen anderen Arten - ambitionierte Töchter, die sich gelegentlich um den jüngeren Nachwuchs der gemeinsamen Mutter kümmern. Affenmänner pflegen dagegen kaum oder überhaupt keine engeren Beziehungen zum Nachwuchs. Bonobos scheinen in diesem Punkt eine Ausnahme zu machen. Zwar treten auch hier Väter kaum in Erscheinung, sondern es sind einzelne junge Männer, die sich im Bedarfsfall um den Familiennachwuchs kümmern. Über das Geschwisterpaar Zizu und Zaina wurde an dieser Stelle vor zwei Jahren zum ersten Mal berichtet („Pflegenotstand bei Bonobos“). Nach dem Tod der gemeinsamen Mutter Zoe nahm sich deren jüngster Sohn Zizu (damals 12 Jahre als) seiner sieben Jahre jüngeren Schwester Zaina an. Die Chancen, dass Zaina den frühen Verlust der Mutter überleben würden, waren nicht schlecht, weil Zizu umgehend die Betreuung übernahm. Ungewiss war jedoch, ob das soziale Engagement des Bruders anhalten würde und ob Zaina schon in der Lage war, sich selbst mit Nahrung zu versorgen. Aus der anfänglichen Notfallversorgung ist eine dauerhafte Geschwisterbeziehung geworden. Die zwei jüngsten Nachkommen von Zoe sind unzertrennlich, verbringen viel Zeit mit gegenseitiger Fellpflege (Video) und durchstreifen gemeinsam den Wald von LuiKotale. Zaina ist jetzt sieben Jahre und kommt in das Alter, in dem Töchter normalerweise die Geburtsgruppe verlassen um sich einem benachbarten Verband anzuschließen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit, soziale Kontakte mit nichtverwandten Weibchen einzugehen, denn die Eingliederung in eine fremde Gruppe läuft in erster Linie über Frauen-Bündnisse. Die enge Bindung an den Bruder hat Zaina vermutlich geholfen, zu überleben, könnte sich aber erschwerend auf Ihre Fähigkeit, sich sozial zu vernetzen, auswirken. Allerdings ist der Gruppenwechsel nicht alternativlos und Zaina wäre nicht die erste, die sich dagegen entscheidet. Was auch immer passieren wird, die Geschichte von Zaina und Zizu bleibt spannend.
© 2024Michaela Foley/LKBP
Zizu and Zaina: another chapter on sibling support
The sense of kinship is often seen as a special trait of our own species and, in fact, in non-human primates, care is almost exclusively limited to that from mother to offspring. Exceptions are South American marmosets where fathers are active and - in some other species - ambitious daughters who occasionally care for their mother's younger offspring. In contrast, primate males appear to have little or no closer relationships with their offspring. Bonobos seem to be an exception in this respect. Here, too, fathers hardly ever appear, but it is individual young males who do look after the offspring of their mother when necessary. The siblings Zizu and Zaina were first reported on here two years ago (“Male bonobos care”). After the death of their common mother Zoe, her youngest son Zizu (12 years old at the time) took care of his sister Zaina, who was seven years younger. The chances that Zaina would survive the early loss of her mother were not bad, as Zizu immediately took over child care. However, it was uncertain whether the brother's social commitment would continue and whether Zaina would be able to feed herself. The initial emergency care has turned into a lasting sibling relationship. Zoe's two youngest offspring are inseparable, spending a lot of time grooming each other (video) and ranging jointly across LuiKotale forest. Zaina is now seven years old, an age at which daughters may start leaving their natal group to join a neighboring group. An important prerequisite for this is the ability to socialize with unrelated females, as integration into a strange group is primarily achieved through female alliances. The close bond with her brother has probably helped Zaina to survive but could make it more difficult for her to socialize with other females. Furthermore, there is an alternative to group transfer and Zaina would not be the first to decide against it. Whatever happens, the story of Zaina and Zizu remains exciting.
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