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Faces of the Ekongo forest

Fotos wie diese Aufnahme helfen dabei, auch unter weniger günstigen Beobachtungsbedingungen Individuen zu erkennen und tragen dazu bei, die Gesellschaft der Ekongo-Bonobos besser kennenzulernen.

Bild 1: Fotos wie diese Aufnahme helfen dabei, auch unter weniger günstigen Beobachtungsbedingungen Individuen zu erkennen und tragen dazu bei, die Gesellschaft der Ekongo-Bonobos besser kennenzulernen.

Bild 2/Figure 2: Diede Piepenbrock hat im Studium ihre Faszination für Primatenverhalten, Ökologie und Naturschutz entdeckt. Bevor sie nach Ekongo kam, beschäftigte sie sich mit dem Verhalten wilder Klammeraffen in Ecuador.

Diede Piepenbrock discovered her fascination for primate behaviour, ecology and conservation as a student. Before arriving in Ekongo, she studied wild spider monkeys in Ecuador.


Bild 3/Figure 3: Camilo Camacho ist Primatenforscher und Naturschützer aus Kolumbien wo er als Forscher und Projektkoordinator Erfahrungen mit Naturschutzprojekten sammelte.

Camilo Camacho is primate researcher and conservationist from Columbia where he worked as research coordinator for a project focused on the conservation of brown-headed spider monkeys in Ecuador.

 Gesichter im Ekongo-Wald

Freilebende Primaten an die Nähe von Menschen zu gewöhnen ist oft eine besondere Herausforderung. Geduld, Beharrlichkeit und Geschick sind erforderlich, damit die Wildtiere ihre natürliche Furcht vor dem Hauptfeind Mensch ablegen. Oft braucht es Jahre, bis sie ihr Fluchtverhalten einstellen und auch wenn diese Schwelle überschritten ist, kann es noch lange dauern, bis sie Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe dulden. Die Bonobos im Wald von Ekongo begegnen regelmäßig Personen und haben aufgehört, mit Alarmrufen auf die Zweibeiner zu reagieren. Solange sie in den Bäumen sind, lassen sie sich beobachten. Am Boden bleiben sie jedoch noch auf Distanz. 
Um mehr darüber zu erfahren, welche Bonobos in Ekongo leben, werden seit einiger Zeit Kamerafallen verwendet. Ziel ist es, anhand von Nahaufnahmen die verschiedenen Individuen sicher zu identifiziert. Auf diesem Wege kann herausgefunden werden, wer mit wem unterwegs ist, und welche Bonobos sich eher aus dem Weg gehen. Lange Zeit haben die Menschenaffen einen großen Bogen um die Kamerafallen gemacht. Langsam aber sicher legt sich die Abneigung und es gibt erste brauchbare Aufnahmen, anhand derer eine verlässliche Identifikation möglich ist (Bild 1). Diese Methode liefert wichtige Information, ersetzt aber nicht die direkte Beobachtung. Deshalb sind jeden Tag Assistenten im Wald unterwegs. Sie versuchen, den Bonobos möglichst lange auf den Fersen zu bleiben. Das Ekongo-Projekt wird von der Ouwehand Zoo Foundation gefördert. Mit ihrem Engagement hilft die Stiftung, in der Pufferzone des Salonga Nationalparks ein Refugium für Bonobos und andere bedrohte Tierarten zu erhalten. 
Diede Piepenbrock (Bild 2) und Camilo Camacho (Bild 3) sind im März nach Ekongo gekommen und seither gemeinsam mit den kongolesischen Assistenten den scheuen Bonobos auf der Spur. Sie kommt aus den Niederlanden, er aus Kolumbien, aber die beiden sind ein eingespieltes Team was sich bereits von Arbeiten in anderen Naturschutzprojekten her kennt. Bevor Ekongo ihr Domizil wurde, waren sie im benachbarten LuiKotale mit den Bonobos unterwegs, für die menschliche Nähe seit Jahren der Normalzustand ist. Die schwierige Eingewöhnungszeit haben sie gut überstanden und mit Elan sind die beiden dabei, die Bonobos im Ekongo-Wald an sich zu gewöhnen. Noch ist jede Beobachtungstunde hart erkämpft und nicht immer garantiert der morgendliche Marsch zur Nestgruppe Erfolg. Diede und Camilo wissen, dass sie sich einer besonders schwierigen Aufgabe widmen und dass sie mehr über die Bonobos und den Wald erfahren müssen, um den Affen näher zu kommen.            

Faces of the Ekongo forest

Getting wild primates used to tolerate the proximity of humans can be a great challenge. Patience, perseverance and skill are required to overcome their natural fear towards humans, their main enemy. It often takes years until they stop their flight behaviour and even if this threshold is crossed, it can still take a long time before they tolerate people in their immediate vicinity. When the bonobos in the Ekongo forest encounter people, they have stopped reacting to the two-legged creatures with alarm calls. As long as they are in the trees, they can be observed. On the ground, however, they still keep a comfortable distance. In order to learn more about the bonobo society of Ekongo, camera traps have been set up for some time to obtain close-up images so that the different individuals can be identified. The aim is to find out who is travelling with whom and which bonobos tend to avoid each other. For a long time, the shy apes gave camera traps a wide berth. Slowly but surely, this aversion is subsiding and the first images are now available that can be used for reliable identification (Figure 1). This method provides important information, but is no substitute for direct observation. This is why assistants are out in the forest every day trying to stay on the bonobos' heels for as long as possible. The Ekongo Project is funded by the Ouwehand Zoo Foundation. With this commitment, the Foundation helps protecting bonobos and other endangered species in the buffer zone of Salonga National Park. Diede Piepenbrock (Figure 2) and Camilo Camacho (Figure 3) arrived in Ekongo in March and have been on the trail of the shy bonobos together with the Congolese assistants ever since. She comes from the Netherlands, he from Colombia, but the two are a well-rehearsed team who know each other from previous work in conservation projects. Before making Ekongo their new home, they were out and about in neighbouring LuiKotale where bonobos are accustomed to human proximity since many years. Now they are working hard to get as close as possible to the bonobos in Ekongo. Every hour of observation is still hard-won and the early-morning march to the nest group does not always guarantee success. Diede and Camilo know that they are tackling a particularly difficult task and that they need to learn more about the bonobos and the forest in order to get closer to their goal.

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2. Oktober 2024
Bild 1/Figure 1: Camillo Kopf der Männerkohorte/ Camillo head of the male cohort
13. August 2024
Axel beim Soundcheck
16. Juli 2024
Bild 1: Abbildung 1: Oft dient der Kontakt mit der mütterlichen Brust lediglich der emotionalen Konsolidierung. Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab jedoch, dass ein fortgeschrittenes Entwicklungsstadium Jugendliche nicht daran hindert, Milch zu trinken, selbst wenn die Mutter ein jüngeres Kind säugt. Figure 1: Often, the main purpose of having nipple contact may be emotional consolidation. However, a recent study found that an advanced stage of development does not prevent immatures to consume milk, even when the mother has given birth to another infant.
8. Mai 2024
Sephora (links) mit Schülern und Lehrer einer Grundschule;  Sephora (left) with a cohort of school boys and their teacher
16. April 2024
Schwein gehabt ? Treten unterschiedliche Tierarten miteinander in Kontakt, geschieht das nicht unbedingt mit Absicht und der Nutzen ist häufig einseitig. Raubtiere kennen die Orte, die von Beutetieren aufgesucht werden, orientieren sich an deren Lautäußerungen oder ihrem Geruch. Ist die Jagd erfolgreich, dann wird das Beutetier entweder sofort vertilgt oder zum späteren Verzehr versteckt. Manchmal bringen Raubtiermütter die Beute lebend zum Bau um dem Nachwuchs Gelegenheit zu geben, Jagdverhalten zu üben. In solchen Fällen kann zwischen dem Fang der Beute und dem Verzehr einige Zeit vergehen, aber am Ende landet die Beute im Raubtiermagen. Wilde Bonobos, machen Jagd auf Waldantilopen, Affen und andere Säugetiere und teilen die Beute mit anderen Gruppenmitgliedern. Jagd und der Verzehr von Fleisch gehören also zum Verhaltensrepertoire der Art. Hin und wieder wurde beobachtet, dass ein Bonobo ein anderes Tier fängt und mit sich herumträgt, ohne dass diesem ein Haar gekrümmt wurde. Warum Bonobos Beute fangen und sie dann wieder laufen lassen, erscheint rätselhaft. Vielleicht geht es, ähnlich wie bei anderen Raubtieren darum, dass Jugendliche erste Erfahrung im Umgang mit Beutetieren sammeln müssen. In dem Fall würde man erwarten, dass das Katz-und-Maus-Spiel vorwiegend von unerfahrenen Jungtieren praktiziert wird, und dass sich am Ende andere Gruppenmitglieder der Beute bemächtigen. Beide Annahmen treffen durchaus nicht immer zu und liefern keine überzeugende Erklärung. Eine andere Vermutung ist, dass dem Jäger durch den Besitz eines potentiellen Beutetieres besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Dass sich daraus möglicherweise auch Vorteile für den erfolgreichen Jäger ergeben ist denkbar, bislang jedoch reine Spekulation. Unklar bleibt weiterhin, warum sich andere Gruppenmitglieder den begehrten Happen entgehen lassen. Das Spiel mit der Beute ist ein seltenes Ereignis und bislang ist kein Muster zu erkennen, welches das Rätsel lösen könnte. In einer Email die uns kürzlich aus dem Wald von LuiKotale erreichte berichtet Jay Haycock über eine solche Begebenheit die wir mit den Besuchern der Bonobo Alive Webseite teilen möchten (siehe Feldpost) . In diesem Fall fing ein jungerwachsener Bonobo mit Namen Gandhi einen Frischling (siehe Abbildung), spielte mit ihm und ließ das Ferkel am Ende wieder laufen. Ob die Beute ihre wiedergewonnene Freiheit auch überlebte, scheint angesichts der groben Behandlung jedoch fraglich. A lucky escape ? When different animal species come into contact, it does not necessarily happen intentionally and often the benefits are one-sided. Predators know the places that prey animals visit and are sensitive towards their vocal emmissions or their scent. If a hunt is successful, the prey is either eaten immediately or cached to be consumed at a later time. Sometimes females bring the prey alive to the den to give their offspring the opportunity to practise hunting behaviour. In such cases, a long time may pass between catching and eating the prey, but in the end, it always ends up in the predator's stomach. Wild bonobos hunt forest antelopes, monkeys and other mammals and share the prey with other group members. Hunting and the consumption of meat are therefore part of the species' behavioural repertoire. From time to time, bonobos catch another animal, carry it around without harming a hair on its head before letting it go. Why bonobos let the prey run away seems puzzling. Is it that immature bonobos animals need to gain experience of handling prey? In this case, one would expect that the prey-game is mainly practised by youngsters and that other group members take possession of the prey once the kid gets tiered of its toy. However, as adults have been seen to engage in such playful episodes, evidence does not support such a proposition. Another idea is that playful hunting generates attention that is, the game serves as an eye-catcher. Although purely hypothetical, it is conceivable that this could result in an advantage for the successful hunter. However, why everyone else is missing out on the coveted morsel remains unclear. The prey-play-game is a rare event and no pattern has yet emerged that would help solving the mystery. In a recent email from the forest of LuiKotale, Jay Haycock reports one such incident that we are happy to share with visitors to the BA website (see Forest mail) . In this case, a young adult bonobo (named Gandhi) caught a piglet (on the picture), played with it until the piglet managed to escape. Given the rough treatment, it remained unclear if the victim survived.
16. März 2024
März 2024 Justine Le Hingrat – Frontfrau in LuiKotale Der Tag im Forschungscamp LuiKotale wird in erster Linie durch die Bonobos bestimmt. Die Assistenten, die in den Wald gehen, absolvieren einen Arbeitstag von 12 bis 14 Stunden. Am folgenden Tag werden Daten übertragen, Proben versorgt und Füße mit Blasenpflastern versorgt. Damit das an 365 Tagen im Jahr funktioniert, braucht es eine Person, die ausschließlich für die Administration und Logistik zuständig ist. Ende 2023 hat Justine Le Hingrat diese anspruchsvolle Aufgabe übernommen. Erste Erfahrungen mit einem solchen Multitasking-Job hat Justine in einem Naturschutzprojekt in der Republik Guinea und im Amazonaswald erworben. Die Fähigkeit, zu improvisieren und das Geschick, Forschungsinteressen, Naturschutz und soziale Belange unter einen Hut zu bringen, hatte Mama Justine, wie sie von den Mitarbeitern genannt wird, schon im Gepäck. Neu sind die logistischen Anforderungen, die Beschaffung von Lebensmitteln aus den Dörfern, die Bestellungen von Ausrüstung und Proviant für den nächsten Flug und die Bedürfnisse von Teams, die an verschiedenen Orten agieren. Bis zum Spätherbst bauen Forscher und Naturschützer darauf, dass Justine weder die Lust am Abenteuer noch die Geduld mit den immer wiederkehrenden Problemen lokaler und regionaler Administratoren verliert. Dann wird sie den Ausnahme-Job an einen Nachfolger übergeben und ist wieder frei, um sich ganz dem Schutz wilder Menschenaffen zu widmen. March 2024 Justine runs the show The day at the LuiKotale research camp is ruled by bonobos. The assistants who go into the forest complete shifts of 12 to 14 hours. The following day is needed to transfer data, samples have to be processed and feet require treatment with blister plasters. For this to work 365 days a year, one person is needed who is solely responsible for administration and logistics. Justine Le Hingrat took over the demanding task at the end of 2023. And she did not arrive unprepared. The expertise for a multitasking job comes from appointments that in a nature conservation project in the Republic of Guinea and a research job in the Amazon forest. Mama Justine, as she is called by the team, has a natural ability to improvise and the skill to reconcile research interests, nature conservation and “domestic affairs” of an international team. What is new perhaps are the logistical requirements, the procurement of food from distant villages, the ordering of provisions for the next flight and the different needs of multiple teams operating in different locations. Until late autumn, researchers and conservationists are counting on Justine neither losing her sense for adventure nor her patience with the recurring problems of local and regional administrators. Then she will hand over the exceptional job to a successor and be free to engage full time in the protection of wild apes.
21. Dezember 2023
Dezember 2023 Vom Regenwald an die Uni: Bonobo Alive fördert junge Frauen Sephora (Bild) ist 22 Jahre alt und hat im Herbst ihre Ausbildung an der Uni Kinshasa beendet. Aufgewachsen ist sie in Lompole, einem kleinen Urwalddorf am Rande des Salonga Nationalpark. In ihrem Alter haben Frauen die im Dorf bleiben bereits ein oder mehrere Kinder, verbringen die Tage auf dem Feld und kümmern sich um Haus und Hof. Neben der Versorgung der eigenen Familie helfen sie oft auch noch bei Verwandten. Sie sind der Motor, der das Leben in den Dörfern am Laufen hält, produzieren sie doch den Löwenanteil dessen, was im Dorf verzehrt wird. Für schulische oder berufliche Ausbildung bleibt da wenig Raum. Seit Bonobo Alive die Lehrer der Dorfschulen finanziell unterstützt, wird regelmäßig unterrichtet und fast alle Mädchen und Jungen absolvieren die Grundschule. Danach ist für die meisten von ihnen Schluss. Das Interesse an weiterer Ausbildung ist zwar groß, kostet jedoch Geld und bedeutet, dass die Jugendlichen vom Dorf in die Stadt ziehen müssen. Für Mädchen und junge Frauen stellt das ein besonderes Hindernis dar. Vor der Verheiratung zahlt der zukünftige Mann ein Brautgeld; für die Familie der Braut ist die Eheschließung also eine lukrative Angelegenheit. Aber die lange Ausbildung kollidiert mit dem traditionellen Rollenverständnis, verhindert sie doch, dass die junge Frau auch zügig die familiären Aufgaben übernimmt. Gemeinsam mit dem Verein „Rettet den Regenwald e.V.“ unterstützt Bonobo Alive junge Frauen bei ihrer beruflichen oder akademischen Ausbildung. Der Weg bis zum Abschluss ist lang und voller Hindernisse und die Ausbildungsförderung noch lange kein Garant für einen erfolgreichen Abschluss. Die Nachricht, dass Sephora, die seit langer Zeit gefördert wurde, ihre Ausbildung nun erfolgreich beendet hat, ist deshalb eine Erfolgsmeldung. Und die Chancen, dass ihr das Ökonomiestudium auch den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht, sind nicht schlecht. Trotz mangelnder Wirtschaftskraft boomt das Geschäftsleben in der Hauptstadt und die zahlreichen internationalen Organisationen sind ständig auf der Suche nach gut ausgebildeten Ortskräften. Für die anderen jungen Frauen, die derzeit durch die beiden Vereine auf dem Weg zu einem Berufs- oder Uni-Abschluss gefördert werden, ist Sephora ein Vorbild dafür, das gesteckte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. December 2023 From the forest to the campus: Bonobo Alive promotes young women Sephora (photo) is 22 years old and has just finished her education at the University of Kinshasa. She grew up in Lompole, a small forest village on the edge of Salonga National Park. In the village, most of her age mates have one or more children, spend their days in the fields and are fully in charge of domestic affairs. In addition to running their own family, they are often obliged to help out relatives. It is women who keep life in the villages going; they produce the lion's share of what is consumed and cover the vast majority of childcare. Not surprisingly, there is little room left for education. Ever since Bonobo Alive started to support the teachers at the village schools, lessons are provided rather regularly and almost all girls and boys complete primary school. Thereafter however, education terminates for most of them. Although there is interest in more education, continuing with school costs money and means that the young people have to move from the village to the city. For girls and young women, this poses a severe obstacle. Before marriage, the future husband pays a bride wealth; for the bride's family, marriage is lucrative. Yet, the long period of training clashes with the traditional understanding of gender roles as it prevents young women from taking over the work load of running a household. Together with the association “Rettet den Regenwald e.V.” (Save the Rainforest), Bonobo Alive supports young women in their vocational and academic training. The road to graduation is long and full of obstacles, and educational support alone does not yet guarantee success. The news that Sephora, who has been supported for a long time, has completed her training is therefore a success story. And the chances that her economics degree will help her to find a job are not bad at all. Despite the lack of economic power, business life in the capital is booming and the many international organisations that operate in DRC are constantly on the lookout for well-trained staff. For the young women who are currently being supported by “Rettet den Regenwald” and Bonobo Alive, Sephora obtaining the degree is perhaps an incentive for holding on to an ambitious goal.
1. Dezember 2023
Blauducker sind so groß wie Feldhasen und werden von Bonobos häufig gejagt. Blue duikers have the size of a rabbit and account for a large proportion of prey species hunted by bonobos.
16. Oktober 2023
Dieses Portrait zeigt Soroka, wenige Monate vor ihrem Verschwinden. A portrait of Soroka, few months before she disappeared. Sorokas letztes Nest Der Weg vom Camp zu den Bonobos ist fast immer ziemlich lang und als Sonya und Colin losgegangen sind, war es noch dunkel. Inzwischen hat sich der Himmel rosa gefärbt und sie machen ihre Stirnlampen aus. Sonya, die vorausläuft, entdeckt das Nest zuerst. Damit haben die Beiden nicht gerechnet. Zum einen stimmt die Position nicht mit der überein, die das Team am Vorabend auf dem GPS markiert hat. Außerdem ist das Nest mitten auf dem Waldweg. Bodennester sind bei Bonobos selten. Es kommt schon mal vor, dass ein Bonobo für eine Rast am Tag seinen Ruheplatz am Boden baut. Die lange Ruhephase während der Nacht verbringen sie jedoch immer in sicherer Höhe. Im Nest liegt Soroka, das älteste Weibchen der Ostkommune. Und sie ist allein, kein anderer Bonobo ist weit und breit zu sehen. Auch von ihrem Sohn Soso keine Spur. Ganz klar, hier ist irgendetwas nicht in Ordnung. Sorokas wirkliches Alter ist nicht bekannt aber ihr Aussehen deutet darauf hin, dass sie ein langes Leben hinter sich hat. Weitere Indizien die für ein hohes Alter sprechen sind, dass sie in den vergangenen zehn Jahren keine Kind bekommen hat und dass ihr Sohn Soso längst erwachsen ist. Wenn diese Hinweise nicht trügen, dann hat sie ihre „postreproduktive“ Lebensphase, bei Menschenfrauen spricht man von Menopause, erreicht. Sonya und Colin haben sich in einiger Entfernung vom Nest hingesetzt und machen sich Notizen. Ihnen ist klar, dass sich vor ihren Augen etwas Ungewöhnliches abspielt. Seit mehreren Wochen berichteten Assistenten, dass Soroka abgemagert ist, langsamer läuft als sonst und manchmal Mühe hat, mit der Gruppe Schritt zu halten. Langsam richtet Soroka auf, macht ein paar Schritte und hockt sich gleich wieder hin. Sie kratzt sich die knochigen Schultern, die Haare sind stumpf und zerzaust und es sieht aus, als hätte ihr schon lange niemand mehr das Fell gepflegt. Allein gelassen hat die Gruppe sie jedoch bisher noch nie. Aber vielleicht ist es ja auch Soroka, die sich von den anderen abgesondert hat. Nach mehr als zwanzig Jahren Feldforschung im Wald von LuiKotale ist über das Leben der Bonobos ziemlich viel bekannt, nicht aber, wie es zu Ende geht. Das Verschwinden erwachsener Bonobos ist ein seltenes Ereignis und passiert ohne Vorwarnung. Nach einer längeren Pause steht Soroka auf und läuft langsam den offenen Pfad entlang. Bevor die magere Gestalt im dichten Pflanzengewirr verschwindet, dreht sich Soroka noch einmal um und blickt ruhig in Richtung der menschlichen Begleiter. Sonya und Colin entscheiden, ihr nicht weiter zu folgen. Sie kehren zu dem verlassenen Nest zurück, vielleicht dem letzten, was Soroka in ihrem Leben gebaut hat. Soroka's last nest The walk to the night nets site is usually quite long and when Sonya and Colin set off from camp, it was still dark. Now the sky is turning into a pale pink, bright enough to turn off their headlamps. Sonya who is walking in front sees it first: a flimsy bundle of leaves and twigs in the middle of the trail, a bonobo sleeping nest. The encounter comes as a surprise because the position does not match at all the one, that the team following the group on the day before has marked on the GPS. Moreover, the bundle of leaves and twigs is placed on the forest floor. During daytime, it can happen that a bonobo builds its resting place on the ground to have a nap but for the long night rest, nests are always located in the canopy of forest trees. The bonobo in the nest is Soroka, probably the oldest female of East community. And she is alone; no sign of another bonobo, even her son Soso is missing. Clearly, something is wrong here. Soroka's real age is unknown, but her appearance suggests that she has lived a long life. Indirect support for this assumption comes from the fact that she has not given birth for the past ten years, and that her son Soso who is usually in close proximity to his mother, has reached adulthood a long time ago. Taken together, it seems safe to say that Soroka has reached her "post-reproductive" phase of life, a life stage known as menopause in humans. Sonya and Colin have sat down some distance from the nest and are taking notes. It is clear to them that something unusual is happening here. For several weeks, assistants have reported that Soroka’s health status is not good, that she is getting thinner, that she walks more slowly than usual and sometimes struggles to keep up with the group. Slowly Soroka straightens up, takes a few steps and sits down again. She scratches her bony shoulders, the hair is dull and messy; it looks as if it has not been groomed for a long time. Yet, until now the group has never left her alone. But maybe it is Soroka who has separated from the others. After more than twenty years of field research in the LuiKotale forest, a lot has been learned about the life of bonobos, but close to nothing about how it ends. The disappearance of adult bonobos is a rare event that happens usually without warning - individuals just fade away. After another long pause, Soroka gets up and walks slowly along the open path. Before the skinny body disappears in a dense patch of vegetation, she turns her head and looks in the direction of the two assistants. Sonya and Colin decide not to follow her any further and return to the abandoned nest, perhaps the last one Soroka built in her life.
von websitebuilder 15. August 2023
Ein Sinn für 3D Das Säckchen sieht aus wie ein Utensil aus dem Spielzeugregal, es ist handtellergross, elastisch und mit Sand gefüllt. Ein Ende ist mit einer Nylonschnur verbunden. Jetzt nimmt Tanguy Deville die Schnur in die Hand, ein prüfender Blick in die Baumkrone, dann lässt er das Säckchen an der Schnur kreisen. Als er loslässt saust das Geschoss in die Höhe, zwanzig Meter oder mehr, dann floppt es über einen dicken Ast und gleitet auf der anderen Seite an den Boden. Tanguys Begleiter murmelt anerkennend. Es kommt selten vor, das der erste Schuss sitzt aber diesmal hat es auf Anhieb geklappt. Das Sandsäckchen hat die dünne Nylonschnur mitgenommen und über den Ast gespult. Damit wird jetzt das Kletterseil nachgezogen und am Boden gesichert. Jeder Handgriff sitzt und es dauert nicht lange, bis Tanguy den Brustgurt am Kletterseil einhängt. Bevor er sich selbst in die Höhe hievt, lässt er sich mehrmals ins Seil fallen um zu testen, ob der Ast, an dem das Kletterseil befestigt ist, auch hält. Der Baum, in den Tanguy sich jetzt hochhangelt, ist voller Früchte und wird in den nächsten Tagen und Wochen viele Besucher anlocken. Ein guter Ort also, um zu erfahren, welche Konsumenten die Nahrungsressource wann und wie lange nutzen. Dazu werden Kamerafallen in den oberen Ästen installiert die, unabhängig von der Tageszeit, das Geschehen im Kronendach aufzeichnen. Zwar ist der Aktionsradius einer Kamerafalle eingeschränkt, Regen und Kondenswasser können die Optik stören und nicht immer halten die Batterien mit denen sie bestückt sind, was der Hersteller verspricht. Dennoch sind Kamerafallen inzwischen fester Bestandteil ökologischen Feldstudien. Meistens werden sie am Boden benutzt, dann sind Installation und Wartung unkompliziert. Der Schritt in die dritte Dimension ist jedoch aufwendig. Erfahrene Baumkletterer sind selten, besonders dann, wenn der Einsatzort im tropischen Regenwald liegt. Und mit der Klettertechnik allein ist es noch nicht getan. Was Tanguy auszeichnet, ist sein Wissen über die Lebensgemeinschaft tropischer Regenwald, wie Pflanzen und Tiere miteinander interagieren, welche Bäume welche Nischen bieten und wo sich Tiere im dichten Blätterdach bevorzugt positionieren. Bei der jahrelangen Arbeit in den Tropenwäldern Südamerikas hat er sich einen besonderen Sinn für die dritte Dimension erworben. Dank dieser Erfahrung kann das Geschehen im Kronenbereich der Bäume im Wald von LuiKotale sehr viel genauer erfasst werden, als bisher. Welche Arten konkurrieren um Nahrung, wie häufig werden die Bäume von den gleichen Konsumenten aufgesucht und was passiert eigentlich in der Nacht? Bevor diese Fragen beantwortet werden können, wird Tanguy noch oft das Sandsäckchen werfen und in die Bäume steigen. Aber der Aufwand lohnt sich. Der Blick in die Kronen der Bäume hilft dabei, den Wald mit den Augen seiner baumlebenden Bewohner zu sehen. A sence of 3D The bag looks like a utensil from the toy shelf, it is small, handy and smooth. A yellow nylon cord is attached to one end. Tanguy takes the string in his right hand and takes a long look into the canopy of the target tree. Then he spins the bag a few times and let it go. The bag soars upwards, twenty meter or more, floats over a thick branch and returns to the ground. Tanguy's field assistant murmurs appreciatively. It is rare that the first shot fits, but this time it worked. He connects s the climbing rope to the thin nylon cord, pulls it over the over the carrying branch and secures the end on the ground. A few minutes later, Tanguy attaches the chest strap to the climbing rope. Before starting his ascend, he tests whether the branch holding the rope is strong enough to carry climber and the heavy backpack. The ascent to the canopy of the jungle giant can begin. The tree carries a large amount of fruit a source that is very likely to attract consumers for many days, perhaps weeks. This is the right place to find out how many species use the food resource, when and for how long. For this purpose, camera traps are installed in the upper branches to record precisely what is happening in the canopy regardless of the time of day. The range of action of a camera trap is obviously limited, rain and condensation can spoil the optics and the batteries powering the cameras do not always hold the promises of the manufacturer. Nevertheless, camera traps have become an integral part of ecological field studies. Installation and maintenance of the cameras on the ground is straightforward and has proven itself as a monitoring system for natural habitats. However, the step into the third dimension is challenging. Experienced tree climbers are rare, especially when it comes to work in tropical rainforests. And mastering the special climbing technique alone is not sufficient. What makes the work of Tanguy Deville so special is his intimate knowledge of the tropical rainforest, how plants and animals interact, which tree species are particularly important and which parts of the dense canopy consumers are likely to settle in. To acquire this rare combination of skills took many years of work in the tropical forests of South America. Meanwhile, Tanguy has developed a special sense for the third dimension. Thanks to his camera surveys, the life in the forest of LuiKotale can be recorded much more accurately than before. Which species compete with bonobos for food, how often are the trees visited by the same consumers and what happens at night? Before these questions can be answered, Tanguy will have to climb some more times into the trees. But the effort pays off. The close look into the canopy offers access to an environment that researchers and naturalists have only sensed from a worm’s-eye view. Now humans are able to see the forest through the eyes of its arboreal inhabitants.
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